Benjamin

Techniker und Informatiker

Ich habe eine Informatiker­lehre mit der Fachrichtung System­techniker bei der Führungs­unterstützungs­basis (FUB) der Armee gemacht. Nach vier Jahren Lehre habe ich noch berufs­begleitend die Berufs­matur absolviert.

Ich bin seit vielen Jahren Pfadi­leiter und leite Kinder, die im 1. bis 4. Schuljahr sind. Das mache ich vor allem an den Wochen­enden und wir führen auch immer wieder Pfadilager durch.

Ich liebe es, in der Natur zu sein und wandere viel.

Ich hatte von Anfang an das Ziel Späher zu werden, weshalb ich mich sowohl körperlich als auch informativ gut auf die Rekrutierung vorbereitetet habe. Ich konnte sofort gute Kontakte mit den anderen Stellungs­pflichtigen aufbauen, wir hatten trotz Corona eine tolle Stimmung untereinander.

Auf MilJobs und im Armee­forum habe ich viel über meine Wunsch­funktion gelesen und ich dachte, dass sie gut zu mir passen würde. Man ist viel draussen, es ist körperlich anstrengend, man schiesst viel, weshalb ich es unbedingt machen wollte.

Durch meine gezielte sportliche Vorbereitung in Form von Kraft­training und viel Ausdauer­sport habe ich bei der Rekrutierung mein Ziel dann auch erreicht und wurde zu den Spähern eingeteilt.

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Aufgrund meiner Abschluss­prüfungen der Berufs­matur bin ich schliesslich zwei Tage später als alle anderen in die Rekruten­schule eingerückt. Das war ziemlich scheisse, ehrlich gesagt.

Die anderen waren ja nur zwei Tage vor mir da, aber es fühlte sich so an, als ob die schon eine Woche oder gar zwei da waren. Es gibt am Anfang so viel, das man beachten muss. Und den ganzen Lern­prozess, den die anderen in zwei Tagen machten, musste ich in einem Nachmittag absolvieren.

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Ich konnte mich aber trotzdem schnell integrieren. Einerseits war ein Wacht­meister nur für mich alleine zuständig am Anfang und andererseits kannte ich schon fünf meiner Kameraden durch den vordienstlichen Austausch im Armee­forum und eine gemeinsame Wanderung während unserer Vorbe­reitung. Der Einstieg in den militärischen Alltag ist mir dann auch deshalb relativ einfach gefallen, weil ich schon von Natur aus ziemlich organisiert bin und genau arbeite.

Wir haben es natürlich immer sehr streng und vor allem körperlich anstrengend gehabt, aber wir wurden nie schikaniert oder ähnliches. Klar mussten wir immer wieder Dinge drillmässig wieder­holen, aber es hatte immer einen nachvoll­ziehbaren Grund. Aber wir mussten definitiv Gas geben und zusammen­halten.

Am Freitag der zweiten RS-Woche konnten wir zum ersten Mal nach Hause und es hat sich super angefühlt, aber es war ein unglaublich kurzes Wochenende! Ich war überrascht, wie sehr man mit der Uniform beachtet wird, ich wurde zum Teil sogar von wildfremden Menschen angesprochen.

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Ich habe viel Schlaf nachgeholt und eine Riesenmenge an Snacks eingepackt, weil ich einfach einen riesigen Kalorienbedarf mit meiner Uhr gemessen hatte. Ich versuchte meine Blasen und sonstigen Beschwerden zu pflegen, die ich trotz meiner Vorbereitung und dem Einlaufen der Kampfstiefel hatte. Und dann musste ich schon bald wieder meine 3,5-stündige Hinreise antreten.

Das einschneidendste Erlebnis während der RS war zweifelsfrei meine Umteilung. Bei den Spähern absolviert man in der sechsten Woche eine Art Selektions-Abschlussübung. Das war brutal anstrengend, aber im Nachhinein eine extrem coole Erfahrung.

Bis dahin waren aber schon viele meiner Kameraden ausgeschieden, weil sie sich verletzt hatten oder aufgrund falscher Vorstellungen der Funktion in den Zivildienst gewechselt hatten. Das hat mir schon ziemlich auf den Magen geschlagen, weil ich gute Kameraden verlor und die Gruppen­dynamik durcheinander kam.

Dazu musste ich mir je länger je mehr eingestehen, dass mein Rücken der Belastung nicht gewachsen war. Das Problem verschlimmerte sich trotz Physio­besuchen am Wochenende immer mehr bis zu dem Punkt, an dem es einfach nicht mehr ging und ich das Gespräch mit dem Arzt und schliesslich dem Schul­kommandanten suchte.

So kam ich in der neunten RS-Woche nach Kloten, wo ich auch aufgrund meiner zivilen Ausbildung zum Richtstrahl­pionier ausgebildet wurde.

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Es war hart, mir einzugestehen, dass ich mein Ziel, das ich mir selbst gesetzt hatte, nicht erreichen werde. Aber mittlerweile bin ich glücklich, dass es so geklappt hat. Ich wurde sofort super aufgenommen und habe mich schnell eingelebt. Die Atmosphäre war in Kloten lockerer und dadurch, dass die militärische Grund­ausbildung hier länger dauert, habe ich nicht viel von der Fach­ausbildung verpasst. 

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Als Richtstrahl­pioniere haben wir auf Übungen jeweils die sogenannte technische Bereitschafts­zeit. Zu diesem Zeitpunkt, der jeweils sehr bald nach Übungs­beginn ist, müssen alle Verbindungen stehen und funktionieren. Das ist immer mit einem grossen Zeitdruck verbunden, wir müssen als Team Vollgas geben, um dieses Ziel zu erreichen.

Danach fallen aber nur noch vergleichsweise kleine Aufgaben wie der Standortausbau, der Unterhalt und je nachdem Instandhaltungsarbeiten an sowie natürlich das Funken an sich. So kann es vorkommen, dass auch mal Langeweile aufkommt. Ich habe auch schlechte Kader erlebt, die nicht motiviert sind und ihre Verantwortung nicht richtig wahrnehmen. Aber das motiviert mich meinerseits, es besser zu machen.

Ich kann mir vorstellen, Berufsoffizier zu werden, weshalb ich mich dazu entschieden habe, eine Kaderausbildung anzutreten.

Durch meine Lehre bin ich mit vielen Offizieren auch aus anderen Ländern in Kontakt gekommen und konnte so viele Einblicke in deren Berufsalltag erhalten. Werte wie Disziplin und Pünktlichkeit sind mir zudem seit jeher wichtig, weshalb ich mich auch gut mit dem Berufsbild identifizieren kann.

Und ich habe schon immer gerne Leute geführt und ausgebildet, das ist meine grösste Motivation.

Cyril

Helfer und Student