Meldin

Truppenkoch und Unterstützer

Ich habe eine Lehre als Koch im Stadtspital Triemli in Zürich gemacht und gleich nachher eine Lehre als Diätkoch angehängt. Kochen ist seit jeher meine Leidenschaft und gehört in meiner Familie einfach dazu.

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Mein Onkel ist auch Koch und ich bin quasi hinter dem Herd grossgeworden. Ich habe vier Jahre lang Taekwondo trainiert und spiele nun an den Wochenenden sehr gerne Padel-Tennis mit meinen Kollegen. Wenn ich nicht in der Natur draussen bin, zocke ich gerne Call of Duty um abzuschalten.

Mit meinen beiden absolvierten Lehren war mein militärischer Weg eigentlich schon vorgegeben. Im Rekrutierungszentrum in Rüti stand bald fest, dass ich Truppenkoch werden würde. Ich wusste aber schon im voraus, dass es so kommen würde, und konnte mich gut mit diesem Gedanken anfreunden.

Mir war es aber ein Anliegen, dass ich den Standort meiner Rekrutenschule wählen kann, was mir dann auch erlaubt wurde. Ich hätte gerne auch eine andere Funktion ausgeübt, aber im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich Truppenkoch bin. Ich habe eine geile RS erlebt mit fairen Vorgesetzten, die uns klare Aufträge gaben und uns viel Freiraum liessen, solange unsere Leistung stimmte. Man knüpft hier so viele tolle Kontakte, die anderen kennen dich, weil du Truppenkoch bist und man hat es wirklich gut untereinander. Das macht Spass.

Ich hatte extreme Mühe, mich zu Beginn im militärischen Alltag zurecht zu finden. Das liegt unter anderem auch daran, dass ich meine Rekrutenschule relativ spät angetreten habe und dadurch einer der Ältesten war. Es gab einen Wachtmeister, die älter war als ich – alle anderen waren jünger. Das Siezen, das An- und Abmelden, all das war für mich wieder komplett neu. Für die Jüngeren war das einfacher, die kommen direkt aus der Lehre oder aus dem Gymnasium und sind es sich gewohnt, aber für mich war es am Anfang schlimm. Aber nach einiger Zeit wurde es besser, man lernte sich besser kennen, auch mit den Vorgesetzten kam man in den Austausch und weil wir von Anfang an gute Arbeit leisteten, konnten wir Vertrauen gewinnen und wurden auch entsprechend behandelt. 

Was mir auch Mühe bereitete, war diese ständige Ungewissheit, ob es zum Beispiel eine Evakuationsübung gibt und wir mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen werden oder sonst irgendwie beübt werden. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.

Ich hatte am Anfang auch ein bisschen Mühe, den Anschluss zu finden, da es innerhalb der Küche irgendwie nicht so harmonierte und ich das Gefühl hatte, mit meiner Art nicht so richtig anzukommen. Ich bin einer, der gerne auch mal einen Spruch reisst oder Witze macht und aus irgendeinem Grund kam das gleich nach dem RS-Start nicht gut an.

Aber als wir dann in Gruppen aufgeteilt wurden und in der Küche in den Schichtbetrieb wechselten, lernten wir uns auch besser kennen und wurden gute Freunde.

Ich erinnere mich noch ganz genau an mein erstes freies Wochenende, weil ich einfach wirklich naiv war. Ich war richtig auf der Fresse als ich nach Hause kam, aber das erste, was ich machte, war zum Coiffeur zu gehen und danach gleich mit Freunden raus, statt zuerst mal ein bisschen hinzuliegen und zu entspannen. 

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Abends war ich auch bis 2 Uhr im Ausgang und am Sonntagmorgen um 8 Uhr gleich Padel spielen. Erst dann habe ich zum ersten Mal etwas abgeschaltet und habe bis am Abend geschlafen um dann direkt wieder einzurücken. Das war wirklich das Dümmste, was ich machen konnte. Also, wenn ihr das lest: Macht es mir nicht nach, erholt euch!

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Wenn ich an meine RS zurückdenke, dann war das speziellste Ereignis der Tag der Angehörigen, den meine Schule durchführte. Es war toll, den Leuten zeigen zu können, was wir im Militär machen, was wir gelernt haben, wo wir stationiert sind und wie wir hier arbeiten. 

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Wir haben in der Mehrzweckhalle Essen serviert und Apéro zur Verfügung gestellt. Selbst meine Grosseltern waren dabei, das hat mich mega gefreut und sie hatten eine Riesenfreude.

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Körperlich gesehen war der dritte Tag am Schlimmsten. Damals fassten wir unser persönliches Material und mussten das ganze Zeug rumschleppen. Wir waren die Ersten, die schlafen gehen konnten und es war trotzdem um halb zwei morgen. Die Letzten waren um fünf Uhr im Bett und die Tagwache war bereits um halb sechs. Es gab schon einige anstrengende Tage, aber meistens erinnert man sich ja vor allem an die coolen Sachen. Wir haben zum Beispiel mal, als unsere Kompanie Ausgang hatte, einen Kaderanlass durchgeführt, den wir selber bezahlt und organisiert haben. Dort kochten wir Rindshohrücken, haben Cocktails zubereitet und konnten uns auch mal ausserhalb des Militärischen austauschen.

Die Eltern unseres Küchenchefs besitzen eine Metzgerei in der Nähe der Kaserne. Dort holten wir jeweils das Fleisch und kamen dadurch mal raus ins Zivilleben, erhielten ein wenig Abwechslung. Das ist etwas, was mir immer gefallen hat.

Als Truppenkoch habe ich ehrlich gesagt gar nicht so viel dazugelernt, weil ich im Triemlispital zu Spitzenzeiten schon lernte, für 3'000 Leute zu kochen. Da waren die 400 Militärs hier nicht mehr so beeindruckend. Das ist aber für jemanden, der vorher à la carte gekocht hat, sicher anders. Aber es war interessant zu sehen, wie man mit relativ einfachen Mitteln wirklich tolle Sachen zubereiten kann und wie wichtig die Planung und Vorbereitung ist. Stress entsteht eigentlich nur, wenn die Planung nicht stimmt. Nach ein paar Tagen waren wir so gut eingespielt, dass wir eigentlich nur noch Mühe hatten, wenn die uns gemeldeten Bestände oder Zeiten nicht stimmten.

In schwierigen Momenten hat es mir immer geholfen, die Kameraden an meiner Seite zu wissen und mir bewusst zu sein, dass ich den Militärdienst leisten und absolvieren will. Ich sehe es nicht ein, die einfache Lösung zu wählen, einfach, weil es bequemer ist. Ich bin stolz auf mich, dass ich es durchgezogen habe und möchte die Erfahrung nicht missen.

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Für die Zeit nach der RS habe ich schon grosse Pläne – mein Ziel ist es, früher oder später einmal beruflich selbständig zu werden. Zuerst einmal möchte ich aber mit Kollegen in die Ferien gehen. Ich freue mich auf die WKs und die Abwechslung, die sie zu meinem gewöhnlichen Alltag bieten werden.

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Andrin

Kämpfer und Zimmermann