Jarina

Telematiksoldatin und Kauffrau

Ich habe früher Gesangs- und Tanzunterricht genommen, Klavier gespielt, Leichtathletik gemacht und Nachhilfe-Unterricht gegeben. Ich treffe mich gerne mit Freunden fürs Kino oder um etwas trinken zu gehen.

Am liebsten verbringe ich meine freie Zeit mit unserem Hund «Boots». 

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Nach der obligatorischen Schule habe ich eine KV-Lehre absolviert und habe bis zur Rekrutenschule im Januar weiterhin im selben Betrieb gearbeitet.

Der Kanton Solothurn hat mir ein Einladungsschreiben für den Informationstag geschickt. Dadurch, dass alle meine Kollegen Militärdienst leisten, war bei mir bereits vor der Rekrutierung Interesse vorhanden. Den Ausschlag hat dann aber meine Schwester gegeben, die sich freiwillig für den Militärdienst gemeldet hat.

Sie ist Über­mittlungs­soldatin bei den Rettungs­truppen und hat mir von vielen positiven Erlebnissen erzählt. So kam ich zum Entschluss, dass das auch für mich eine wertvolle Erfahrung sein kann, die ich machen möchte.

Nach dem Infotag habe ich mich für die Rekrutierung in Aarau angemeldet. Am zweiten Tag habe ich dann unterschrieben. All die positiven Erzählungen meiner Kollegen und meiner Schwester haben mich überzeugt und nach dem KV wollte ich eine neue Herausforderung erleben. Märsche, Gewehrschiessen, an seine Grenzen kommen, gemeinsam als Team Ziele erreichen, das hat mich gereizt.

Eigentlich wurde ich als Übermittlungssoldatin bei der Militärpolizei rekrutiert, wurde dann aber im Verlauf der RS zu den Telematiksoldaten umgeteilt aufgrund von logistischen und organisatorischen Gründen.

Dies hat mich zuerst ein bisschen enttäuscht, da ich für die Funktion Übermittlungssoldat unterschrieben habe und ich noch nicht genau wusste was ich als Telematiksoldatin für Aufgaben haben würde. Mittlerweile kann ich aber sagen, dass ich meine Entscheidung überhaupt nicht bereue und bin total zufrieden mit meiner Funktion.

Ich hatte zu Beginn einige Bedenken, dass ich es körperlich nicht schaffen würde, aber das hat sich nicht bewahrheitet.

Wegen der Covid-Pandemie habe ich die ersten zwei RS-Wochen im Distance Learning verbracht. Meine Berufslehre habe ich bei einer Fachhochschule absolviert und diese militärischen Lektionen haben mich stark an den dortigen Fernunterricht erinnert. Mein Hund hat mich während dieser Zeit auf Märschen begleitet, die ich gemacht habe, um meine Kampfstiefel einzulaufen.

Es waren sehr viele Informationen im Distance Learning, vor allem aufgrund der vielen Reglemente die man durchlesen musste. Die Quiz, Tests und Videos waren aber hilfreich und ich hatte keine Mühe, mich nach dem physischen Einrücken in den militärischen Alltag einzuleben. Ich war mit einer Kameradin in einem Doppelzimmer.

Meine Kameraden haben mich oft gefragt, weshalb ich als Frau freiwillig Dienst leiste. Aber ich sehe keinen Grund, wieso ich das als Frau nicht auch tun sollte. Ich bin überzeugt, dass ich als Schweizer Bürgerin auch meinen Teil zur Sicherheit des Landes beitragen kann und von dieser Erfahrung profitiere.

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An meinem ersten freien Wochenende, welches in RS-Woche 4 war, konnten wir am Freitagabend abtreten. Ich habe die Zeit mit meiner Familie genossen, einen Kuchen gebacken, etwas Feines zu Essen gekocht und mal wieder einen Film auf Netflix geschaut. Danach ging es aber auch schon bald wieder zurück in die Kaserne Auenfeld.

Die ersten Tage in der RS waren sehr kalt, windig und regnerisch und wir trugen noch unsere zivile Kleidung. Zusammen mit dieser neuen Situation, den militärischen Umgangsformen und einer gewissen Unsicherheit, hat das uns als Rekruten ziemlich schnell zusammengeschweisst. Die Kader waren auch immer hilfsbereit und wir konnten sie alles fragen.

Ein Erlebnis, das mir in Erinnerung bleiben wird, war, als wir das erste Mal Ausgang hatten. Unser Vorgesetzter hat uns eine sehr knappe Zeitlimite gesetzt, die wir zu erfüllen hatten, bevor wir in den Ausgang entlassen wurden.

Wir haben sie natürlich prompt mehrmals verpasst, bis wir begriffen hatten, dass wir nur als Team erfolgreich sein können.

Denn bei den ersten Versuchen hatten wir Leute, die zwei Minuten zu früh auf dem Besammlungsplatz standen und andere, die zu spät kamen. Als wir es dann endlich geschafft hatten, war der Ausgang umso schöner.

Auf den Fachbereich bezogen, war es cool zu merken, wie ich mit fortlaufender Ausbildungszeit die Lücke zu meinen Kameraden schliessen konnte, die oftmals bereits über Informatikkenntnisse verfügten.

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Die Hauptaufgabe unseres Zuges ist es, ein Containerdorf aufzubauen, in dem Führungspersonal bei einem Standortwechsel, vorübergehend arbeiten kann. Als wir dies zum ersten Mal erfolgreich zusammen installiert hatten, war das schon cool anzusehen.

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Ein sehr prägendes Erlebnis war der 25km-Marsch, der schlussendlich zu einem 30km-Marsch wurde.

Etwa nach der Hälfte mussten wir BG2 erstellen. Damit ist die zweite Stufe der Schutzausrüstung gegen atomare, biologische oder chemische Kampfmittel gemeint. So marschierten wir etwa 10km, bis wir schliesslich zu BG4 wechselten. 

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Zu der Hose, Jacke und Schutzstiefeln kam also auch noch die Schutzmaske dazu und wir mussten die Kapuze überziehen und die Handschuhe tragen. Währenddessen begann es zu regnen und als wir die letzten 5km in der Dunkelheit zurück in die Kaserne marschierten, schüttete es in Strömen.

Völlig durchnässt und erschöpft in der Kaserne Auenfeld angekommen, durften wir dann unsere Schutzmaske ausziehen. Wir waren alle total stolz, dass wir es gemeinsam ins Ziel geschafft hatten. Das war ein mega tolles Gefühl.

Ich bin stolz, dass ich die Rekrutenschule geschafft und durchgezogen habe. Es war die richtige Entscheidung, dass ich für den Militärdienst unterschrieben habe. Die Kameradschaft hat mich geprägt und wir haben gelernt wie es ist, als Team zusammen zu arbeiten und gemeinsam an Ziele zu kommen.

Ich habe mich dazu entschlossen die Unteroffiziersschule zu machen und freue mich sehr auf diese neue Herausforderung. 

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Ich würde allen, die sich unsicher sind und Zweifel haben, raten, den Schritt zu wagen und die Herausforderung der Rekrutenschule anzunehmen.

Andrin

Kämpfer und Zimmermann